Samstag, 5. August 2006
Usrati - oder "Arabisch für Anfänger" (1)
Vor zwei Jahren haben wir aus privaten Gründen angefangen, Arabisch zu lernen.

So wie es uns ergangen ist werden andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

1. Stunde:

Weil der Kurs in D-Stadt regelmäßig beim Erscheinen des Programmheftes ausgebucht ist weichen wir auf einen Ersatzkurs in D-Burg aus, einer gemütlichen Kleinstadt, in der man Abends nach dem Kurs auch nochmal preisgünstig essen gehen kann.

Der erste Schock in der ersten Lektion vertreibt gleich 1/4 aller 8 Teilnehmer: Hr. ... erwartet von uns doch tatsächlich, auch die Arabische Schrift zu erlernen. Heftige Diskussionen ("Ich will doch nur mit meinem Achmed in Marokko im Urlaub sprechen")fruchten nichts: Hr. ... ist nicht von seinem Vorhaben abzubringen.

Den zweiten Schock verkraftet man ja noch leicht:
Die Sprache wird von rechts nach links gelesen.

Doch beim näheren Hinsehen beschleicht einem das Gefühl, dass die Schrift irgendwo in der Wüste entstanden sein muss: Es sieht aus als wenn dauernd irgendwelche Würmer kopulieren.

Geduldig bringt uns Hr. ... jede Stunde vier neue Buchstaben bei, die wir fleißig von rechts nach links ins Heft pinseln wie die ABC-Schützen.

Die Regeln sind auch nicht gerade einsichtig:
  • Warum werden Vokale manchmal geschrieben und manchmal nicht ?
  • Warum wird der Wortfluss hinter A, r,z etc. unterbrochen ?
  • Warum werden Buchstaben am Ende anders geschrieben als in der Wortmitte und da wieder anders als am Wortanfang ?
  • Was ist der Unterschied zwischen hartem h und weichem h und dann gibt es Buchstaben die man so spricht als habe man sich die Zunge verbrannt. Ich versuche mir durch gleichzeitiges Sprechen von d und w zu helfen wodurch der Speichelfaktor ansteigt.

4. Stunde:

Die Teilnehmerzahl hat sich auf 4 reduziert. Einzigartiges Betreungsverhältnis. Man muss dauernd auf der Hut vor schwierigen Fragen sein.
Hätten wir doch noch gewartet bis in D-Stadt das gleiche passiert ist (auch hier war nach der 4. Stunde der Über(sc)h(w)ang abgeschmolzen sodass für uns beide mit dem einen Buch noch bequem Platz gewesen wäre. Auch hätten wir dann nicht jedesmal 1/2 Stunde Fahrt gehabt.
Jedenfalls scheint man den Frauen wenigstens sprachlich sehr viel Respekt zu zollen. Sie erfahren in jeder Hinsicht Sonderbehandlung. Etwa so als würde ich sagen das ist Dein-uki Buch, nur weil Du weibuki bist aber Dein-uka Tisch weil Du männlich-ka bist.

8. Stunde

Langsam lichtet sich das Chaos: Man kann erste einfache Fragen nach dem Besitzverhältnis zu Lampen, Stühlen und Fenstern beantworten, allerdings alles noch nicht im Nominativ, der kommt noch !!
Wir erfahren, dass es Sonnen- und Mondbuchstaben gibt, die die Aussprache zusätzlich verkomlpizieren.

12. Stunde

Hr. .. (früher Rechtsanswalt im kurdischen Teil des Irak) wird als Wahlbeobachter in sein Heimatland zurückgewünscht, was er als große Ehre annimmt.
Die 13. und 14. Stunde hält Hr.... ( Freund unseres Lehrers) der weder sprachliche noch didaktische Begabung hat. Wir beten, dass Hr.. heil aus Irak zurückkommt. Am 23.12. geht in Erbil eine Bombe hoch. Ob Hr. .. dabei war ? Plötzlich wird der Bürgerkrieg da persönliche Realität.

15. Stunde

Hr... ist zurück aus dem Irak (N.B. das war noch vor Abu Graib und der jetzigen Tötungsalltag) und will nun endgültig zurück und das neue Kurdistan aufbauen. Mein Vokabelheft füllt sich (von hinten nach vorne) mit immer mehr Wörtern. Langsam habe ich den Schwung beim Schreiben raus und muss nicht mehr zählen wieviel u's ich beim sin gemacht habe.

soviel zum Grundkurs

Lesen Sie weiter bei:

Usrati - oder "Arabisch für Anfänger" (2)

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