Samstag, 30. Dezember 2006
Ob das sinnvoll war, den Saddam Hussein...
... so unverhofft um die Ecke zu bringen weiß ich nicht.



Dass er ein Erzverbrecher mit einigen Parallelen zu Hitler war ist unbestritten, aber dass sich die USA (in Personam Donald Rumsfeld) ihm damals andienten war ein kapitaler Fehler wie wir heute sehen.

Leider ist die bisherige Politik der Bush-Administration unter dem Primat: "Am Besten ist es, wenn die sich dort in der Region gegenseitig zerfleischen" nicht vom erwünschten Erfolg gekrönt.

Im Gegenteil: man züchtet sich die Dämonen der Folgezeit.

Ebensowenig wie die mit viel (zu wenig) Soldaten erhoffte Befreiung des Iraq in der es jetzt zumindest oberflächlich gesehen schlimmer aussieht als zu Zeiten Saddams.

Einen (Königs-) weg gibt es eigentlich nicht aus dem Dilemma:

* ziehen sich die USA deutlich schneller zurück, wird das von der arabischen Welt als Zeichen der Schwäche gesehen und Iran nimmt das Machtvakuum sofort zum Anlass die schon immer anvisierte Rolle des Führers in dieser Ecke der Welt einzunehmen. Man tauscht nur einen Wirrkopf (Ahamdinedschad) gegen einen anderen (Saddam) aus.

* Iraq wird ziemlich schnell in die drei ethnischen Teile zerfallen, wobei die Kurden auf den Ölquellen in Kirkuk, die Schiiten als Provinz von Iran auf denen in Basra und die Sunniten auf nix in der Mitte sitzen und noch nicht einmal einen Zugang zum Meer haben.
Betroffen wären die Menschen die als Flüchtlinge zwischen diese Mahlsteine geraten. Wir würden Zeuge ähnlicher menschlicher Katastrophen wie beim Auseinanderbrechen des indischen Subkontinents in Indien und Pakistan werden, deren unbewältigte Vergangenheit immer noch die Gegenwart verdunkelt.

* bleiben die USA bei der jetzigen Stärke wird der Prozess nur verlangsamt.

* mehr Soldaten lösen das Problem auch nicht, weil die schon anwesenden Truppen schon genug als Besatzung empfunden werden. Eher wird sich der Blutzoll auf Seiten der USA deutlich erhöhen weil mehr Soldaten als Zielscheibe zur Verfügung stehen.
Davon abgesehen: Welcher halbwegs vernünftige Amerikaner empfindet es als Herausfoderung in dieser verkackten Situation dort seine Haut zu Markte zu tragen und Deppen vom Typ Rambo gibt's dort schon genug.

Also: Keine guten Aussichten für alle Seiten.

Hier rächt sich, dass man
* vor dem Krieg keinen Plan für nach dem Krieg hatte
* nicht bereit war mit den Major-Players in der Region (Iran und Syrien) vernünftig zu reden sondern sie als Terroristen in die Weltpolitische Ecke zu stelleb versucht hat.
* dass man keinen Pfifferling auf arabische Gefühle gegeben sondern sie im Gegenteil mit Füßen getreten hat.

Traurig stimmt in diesem Zusammenhang die bewusste Realitätsverschiebung in Palästina und Libyen, das sogar Staatstrauer angeordnet haben soll.

Kann und will man nicht verstehen, dass Saddam die Unterstützung der Palästinensischen Selbstmordattentäter nur als Teil seines politischen Ränkespiels betrieben hat.

Aber es gilt dort anscheinend wie in Libyen noch immer: Derjenige ist mein Freund, der mir gegen den gemeinsamen Feind USA hilft.

Hellhörig machte mich dem Zusammenhang die Stellungnahme eines Zeugen im Saddam-Prozess:" Dieser Tod war sein Schicksal. Er ist jetzt in der Hölle und die Seelen der Märtyrer im Himmel."

Wir können und werden die Zusammenhänge in dieser Ecke der Welt nicht verstehen solange wir nicht diese wesentlichen (emotionellen) Beweggründe mit einbeziehen.

Zu diesen gehört auch die Auffassung auf Seiten der Sunniten (und vice versa), dass nur ein toter Schiit ein guter Schiit ist.

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