Dienstag, 15. August 2006
Waffenstillstand und kein Frieden
Irgendwie hörte es sich so an als wären alle ziemlich erschöpft:
  • Die israelischen Soldaten neben ihren Kampfpanzern, froh mal eine Pause machen zu können,
  • Hassan Nasrallah in seinem Wolkenkuckucksheim vor dem Mikrofon (von dem kann man sich jetzt sogar vorstellen, dass er eigentlich ein ganz netter Kerl ist),
  • die übernächtigten Kommentatoren bei Al-Jazeera, von denen man sich vorstellen kann, dass sie jetzt erst mal länger Urlaub machen,
  • Ehud Olmert in seinem übernächtigten Parlament, bleich und angeschlagen,
  • die 1000e Flüchtlinge, die es kaum erwarten können wieder zurück in ihre Dörfer zu kommen.
Sie alle tönen zwar noch kräftig, aber sind doch sichtlich froh, dass es jetzt erstmal vorbei ist.

Hoffentlich hält die Sache, denn:
  • noch hat die Hisbollah genug Raketen um weiter zu schießen
  • noch ist sie nicht entwaffnet, wie ja schon die letzte UNO-Resolution vorgesehen hatte
  • noch ist keine Friedenstruppe da, und keiner weiß, ob er sich trauen soll, sich dem Kreuzfeuer auszusetzen
  • noch hat Israel seinen angeschlagenen Ruf nicht repariert
Hoffen wir das Beste und beten, dass jetzt die Diplomatie ihre Hausaufgaben macht.

Heute nacht geht's nach Tunesien, in ein arabisches Land. Mal seh'n was uns erwartet.

Wahrscheinlich ist es unser letzter gemeinsamer Urlaub als Familie, denn die beiden ältesten werden nächstes Jahr wahrscheinlich eher was mit ihren Freunden machen...

Auch dieser Abschied ist schwer.

Seufz !!

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Samstag, 12. August 2006
Eine Liebe im Libanon -+-
..hatte vorhin so'n Traum.

Die Liebe überwindet alles.

Das wäre doch 'ne schreibenswerte Gechichte:

* Junger Israeli im Kriegseinsatz im Libanon verliebt sich in junge Musilimin, Tochter von Hizb'allah-Kämpfer.

* Er spricht als Verbindungsoffizier Arabisch, versucht, bei der Rettung Verschütteter Familien-Angehöriger mit schwerem Gerät zu helfen.

* Bei der harten Arbeit kommen sie sich näher. Es funkt.

* Ihr Vater: "Ich bringe Dich um !!"

* Sein Vater (als er auf Heimaturlaub ist): "Du heiratest mir keine Nicht-Jüdin. Denkst Du nicht an Dein Volk ?"

* Wie geht es weiter ? Happy-End hätte ich gerne, aber ist wohl nicht machbar, oder ??

Bin doch ein hoffnungsloser Träumer.

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Dienstag, 8. August 2006
Al-Jazzeera und die Kriegsbericht-Erstattung
Al-Jazzeera und die Kriegsbericht-Erstattung



"Al habr al sadisat" pangt links unten im Bildschirm des Fernsehers (für uns Deutsche wäre das der Kontext-Ort, das was bei uns rechts unten im Bild ist). "Der sechste Krieg" habe ich nach längerem Blättern im Lexikon herausgefunden. Ich kenne mich nicht so gut mit den vergangenen fünf Kriegen aus, aber dieser Krieg ist auf alle Fälle jetzt schon länger und blutiger als der Sechs-Tage-Krieg und der Jom-Kippur-Krieg. Damals hat man auch allenfalls aus den Zeitungen daraus erfahren. Es gab (nach einigen Tagen) das eine oder andere Bild als schon alles vorbei war.

Heute sind wir von Anfang an dabei wenn die Raketen einschlagen, sehen wie halbtote Menschen in Ambulanzwagen mit arabischen und seltener auch hebräischen Schriftzeichen verladen werden. Die Ambulanzen kommen jedenfalls alle aus USA. Sehen wie fassungslose Eltern ihre toten Kinder hochhalten, sehen die Wut in den Augen und das massenhafte Elend.

Das "normale" Programm von Al Jazzeera ist der "Kriegsberichterstattung" gewichen.
Im Augenblick ist jedenfalls auch leider viel Propaganda dabei.

Jede Nachrichtensendung beginnt mit dem "Blutbaum". Aus einem blutroten Stamm ranken sich blutrote Adern zu den Bildern von toten und verletzten Kindern. Will sagen: Es sind unsere arabischen Kinder, die dort verblutet sind. Das ist m.E. schon sehr einseitige Propaganda. Jedenfalls spielt Al-Jazzeera die Klaviatur der Gefühle virtuos rauf und runter und ich frage mich, ob das so gut ist.

Was kommt dabei heraus, wenn die Menschen in den arabischen Ländern täglich ihre Ohnmacht vor Augen geführt bekommen.Will Al-Jazzeera Gefühllosigkeit erreichen oder wirklich die Massen aufstacheln ?

Es ist eine schwierige Gratwanderung zwischen der Notwendigkeit zu ehrlicher Information und der Beeinflussung zu immer tieferem Hass, der sich irgendwann in dumpfer Explosion Bahn brechen wird.

Der Nahe Osten brennt und Al-Jazzeera liefert den Wind für's Feuer ??

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Dienstag, 8. August 2006
Al Jazzeera und die Macht der Video-Clips
Al Jazzeera und die Macht der Clips

Wer Al-Jazzeera zum ersten Mal wird schon darüber gestolpert sein:
Die Macht der sprechenden Symbol-Bilder-Clips:



Die Weltkugel , die ins Waser plumpst und (ungebremst und allen physialischen Gegebenheiten Hohn sprechend viel zu schnell) wieder als Al-Jazzera-Logo aus den Fluten auftaucht. Will sagen: Die Welt taucht ab und wieder auf in Al Jazzeera.
Das blaue Universum, in das alles hineinströmt und links und rechts kleine Fähnchen auftauchen. Will sagen: Wir markieren/ordnen/vermessen (für Euch) das unüberschaubare Universum (des Wissens). Irrlichternde Satelliten kreuzen auch während der Nachrichten permanent den oberen Bildschirmrand.
Der Haifisch, der den kleinen Fisch bedroht und dann wird der kleine Fisch in einem Platikbeutel gerettet und der Welt ausgestellt. Will sagen: Wir kümmern uns auch um die gejagten/verfolgten und geben ihnen eine Stimme.

Es gibt noch viele dieser ansprechend gemachten Clips. Sie sind als unterschwellige Botschaften allgegenwärtig und es wäre eine interessante Forschung, ihre Auswirkung auf die Menschen des Nahen Ostens herauszufinden.

Mein Offenbarungserlebnis hatte ich, als ich einmal einen Text aus dem Bereich Computertechnik für den Unterricht verwendete und beinahe entschuldigend dazu bemerkte: "AlJazeera hat eben auch gute Texte aus dem Bereich der Wissenschaft ". Worauf ein (marokkanischer) Schüler fast aufgebracht rief: "Al-Jazzeera ist der einzige Sender der die Wahrheit sagt".

Es sind diese Nachrichten aus den arabischen Ländern, die das Gefühl der Gemeinschaft für den einfachen Mann auf der Staße viel stärker beeinflusst haben, als man im Westen wahrhaben will. Wir haben Schule/Studium und die Medien um uns eine fundierte Meinung zu bilden. Die Leute in vielen arabischen Ländern haben neben dem staatlich gelenkten (teilweise stark zensierten TV) nur Al-Jazzeera und davon die volle Ladung.

Ich wage zu behaupten, dass der (teilweise bewusst inszenierte) Aufstand um die Muhammad-Karikaturen ohne Al-Jazzeera nicht möglich gewesen wäre.

So hat Al-Jazzeera neben einem hohen Ansehen auch ein große Medien-Macht im Nahen Osten. Bleibt zu hoffen, dass sie auch in ruhigeren Zeiten zu besserem genutzt wird.

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Al Jazeera in General
Al-Jazzera in General



Al Jazeera hatte bei mir hier zuerst einen schlechten Ruf weil es die Videobotschaften von uns Osama bin Laden verbreitete, dem zweit meist gehassten Mann der Welt.

Der meist gehasste der Welt scheint ja (wenn man nach der Zahl der Hasser in der arabischen Welt geht) George Bush zu sein ;)) .

Doch das Bild änderte sich wie so üblich rasch beim genaueren Hinsehen bei Al-Jazzera (was einem natürlich mangels Arabisch-Kenntnissen nicht immer gut möglich ist).

Das Arabisch-Programm von Al-Jazzeera ( = die Insel in Anspielung auf die Halbinsel auf der Quatar liegt) ist über ASTRA-Digital zu empfangen.

Ein Englisch-Programm wird seit 1/4 Jahr heftig beworben, gestartet ist es scheinbar noch nicht, jedenfalls nicht auf ASTRA.

Die Anspielung auf die Insel ist wohl auch noch tiefergehend gemeint, denn Al-Jazzeera versteht sich auch als eine Insel der neuen Medien im Ozean der journalistischen Armut, bzw. des staatlich gelenkten (und versaubeutelten) Fernsehens.

Vergleicht man es mit den anderen auf ASTRA empfangbaren arabischen Programmen so liegen Welten dazwischen, allein was die Bild- und Ton-Qualität betrifft. Am Ende der Skala liegen TV-Egypt, irgendwo dazwischen Marokko 1 und 2 und recht weit vorne TV7 aus Tunesien.

Seit ca 1 Jahr verfolge ich das Programm regelmäßig und muss es wirklich loben:
Ein derartig professionell gemachtes News-Management aus allen Ecken der Erde findet man sonst kaum noch. Kein Wunder: Der Sender sitzt ja auch in Doha (Quatar) und hat jede Menge Geld um gute Nachrichten zu machen.

Aber nicht nur das: Al-Jazzeera macht auf seine Art auch Diplomatie, indem es regelmäßig Leute zu Direkt-Interviews verbindet, die vielleicht so nicht aufeinander zu gegangen wären. Natürlich fetzt es dann zeitweise auch ordentlich im Studio.

Natürlich kommen auch die Scharfmacher a la bin Laden und sein Stellvertreter zu Wort, aber das ist eher die Ausnahme, da sie meist für Direktinterviews zu scheu sind (vielleicht haben Sie begründete Angst so ein Interview nicht zu überleben.)

Was viel ätzender ist sind die vor Hass triefenden Mullahs, die einmal wöchentlich vor verschleierter Redakteurin über alles was ihnen nicht passt schimpfen können.

Auch einigen Redakteuren spürt man ab, dass sie nicht gerade die Hüter der Toleranz sind. Erstaunlich aber ist die Bandbreite der Themen, deren sich Al-Jazzera annimmt. Geschichtliches ebenso wie Kultur, Literatur. Interviews mit arabischen und anderen ältlichen Potentaten.

Großes Vorbild von AlJazeera ist sicherlich der amerikanische Nachrichtenkanal CNN gewesen, den AlJazeera m.E. jedoch bereits jetzt schon überholt hat in punkto Journalistischer Qualität und Einfallsreichtum.

Die Berichterstattung würde ich unter der Überschrift "Die Arabische (andere) Sicht der Dinge" zusammenfassen. Es wird fast durchweg direkt vom Ort des Geschehens (oft auch nur telefonisch) berichtet.

Interessant ist dabei schon die fühlbar andere Sicht der Dinge bzw. was sie zeigen, was andere Sender nicht zeigen. Keine Frage: Visuelle Berichterstattung ist immer tendiziös. Nervig ist oft die häufige Wiederholung der immer gleichen (oft nichtssagenden) Bilder).

Al-Jazzeera hat auch eine ausgezeichnete Englische Web-Präsenz: http://english.aljazeera.net/HomePage
und wenn man nach dem Code of Ethics des Sender geht,

halten Sie
1. die traditionellen Journalistischen Tugenden hoch (Adhere to the journalistic values of honesty, courage, fairness, balance, independence, credibility and diversity, giving no priority to commercial or political considerations over professional ones)

haben Sie
2. nichts anderes als die Wahrheit im Sinn (Endeavour to get to the truth and declare it in our dispatches, programmes and news bulletins unequivocally in a manner which leaves no doubt about its validity and accuracy.)

Natürlich kann das keiner nachprüfen, aber die Kommentare von Lesern zu aktuellen Themen kommen aus allen Ecken der Welt. Natürlich passen uns ihre Ansichten nicht immer, aber das spricht eher für als gegen das Medium, dass es auch abweichende Meinungen zulässt.

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Sonntag, 6. August 2006
Usrati - oder "Arabisch für Anfänger" (3)
Deutschland im Herbst:

Wie machen wir weiter ?

Meine Liebste entscheidet sich für den Kurs in D-Stadt. Ich beschließe alleine mit dem Buch und der Kassette weiterzulernen. Ein mühsames Unterfangen, doch ich bin hartnäckig. Die Stimme auf dem Kassettenrekorder nuschelt etwas, die Aufnahme ist stark verrauscht.

Ich brauche mehr Sprachinput. Kurzwelle hören ist out. Digital-Receiver für SAT ist in und nicht teuer.

Ich entdecke Al-Jazzera.

http://www.aljazeera.net



und damit eine neue Welt.

Doch halt: Aljazeera, das waren doch die "bösen Typen, die die Bänder von dem Bin-Laden veröffentlicht haben".

Ich lasse mich nicht beirren und mir erschließt sich eine völlig neue Welt

S. auch

... aljazeera die Insel der Wünsche..

Am Anfang verstehe ich kein einziges Wort, kann nur mit Mühe die Schrift auf dem Fernseher lesen (wenn sie nicht zu schnell wegkippt)

Meine Liebste hat mir doch tatsächlich ein Wörterbuch Arabisch-Deutsch geschenkt. Meine ersten Versuche aber sind desaströs: Die Buchstaben sind so klein, da finde ich nie ein Wort und außerdem kann ich nicht alle Wörter unter m durchsehen um die Bedeutung von mbsher zu finden.

Ich beschließe, dass ich erst dann gut bin, wenn ich die Laufschrift unten mitlesen kann. Träumer !! Das schaffst du nie !!

Nach einigem Suchen entdecke ich:

mubasher = Direkt

Also direkt-Sendung, nix Konserve.
3/4 von Aljazeera besteht aus direkt-Sendung von allen Brennpunkten der Erde.

Täglich 1/4-Stunde Al-Jazeera hilft mir viel zum Sprachverständnis und noch mehr zum Verständnis der Kultur.

Mittlerweile habe ich den gesunden und erkrankten Plural gelernt,bin in einem Jahr bis Lektion 16 in Usrati gekommen, habe viele Verben und die Vergangenheit gelernt und schwätze auf der Fahrt mit dem Fahrrad zur Arbeit mit mir selbst Arabisch.

Wohin soll das noch führen ?

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Usrati - oder "Arabisch für Anfänger" (2)
... oder in Alladins Lampenladen.

1/4 Jahr später.



Am ersten Kurstag sind trotz intensiven Werbens nicht die erforderlichen 10 Teilnehmer da, damit der Kurs stattfinden kann.

D-Burg ist halt doch ein Kaff.

Die letzten beiden dazugekommenen wollten eigentlich in den Spanischkurs und sind trotz Drohungen und Hinweis auf maurisch-spanische Zusammenhänge nicht zum Bleiben zu bewegen.

Der Kurs kann also nicht statfinden. Hr.... ist am Boden zerstört. Um ihn wieder aufzurichten bitten wir ihn kurzentschlossen, uns drei übrigen als Privatdozent zu dienen, was er auch gerne annnimmt.
Das Betreuungsverhältnis ist jetzt fast 1:1.

Von da an treffen wir uns in "Reza's-Lampenladen" im Untergeschoss (Name von der Redaktion geändert). Es ist wie in Tausend-und-Eine-Nacht ! Said Reza hat mit diesen exquisiten Kandelabernschon viele arabische Königshäuser beliefert und ist viel unterwegs. Wir lernen die Kardinalzahlen (die werden jetz dummerweise nicht arabisch geschrieben sonden lehnen sich and die indischen Zeichen an) von 1-1000.

Der Kurs endet im Sommer mit einem kleinen Fest mit mitgebrachtem Essen. Wir lernen kurdisch und syrische Spezialitäten kennen. Hr. Reza hat ein Haus in Dimashq. (beiti fil dimashq). Wir könnten uns vorstellen, im Sommer ein paar Wochen in Dimasq zu verbringen.

Überhaupt die Ortsnamen: Die Deutschen sind zu dumm die richtig auszusprechen:

Es heißt eben
  • raza (mit weichem r wie rein) und nicht Gaazaah,
  • suria und nicht Sürien,
  • lubnan und nicht Liehbanohn
  • filistihn und nicht Palästihna
Das zu wissen erfüllt uns mit heimlicher Begeisterung. Etwas zu wissen, was die anderen nicht wissen ist immer cool.

Überhaupt stellt sich so langsam eine Gefühl dafür ein, dass man (fast) garnichts weiß über diese Länder, die damit verbundenen Kulturen.

Als Religionslehrer weiß man noch gerade, was der muslimische Halbmond umfasst, aber dass da viele Millionen Menschen wohnen, die genauso wie wir nur in Frieden leben und arbeiten wollen nehmen wir nicht wahr.

Das macht nachdenklich.

Lesen Wie weiter bei:

Usrati - oder "Arabisch für Anfänger" (3)

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Samstag, 5. August 2006
Usrati - oder "Arabisch für Anfänger" (1)
Vor zwei Jahren haben wir aus privaten Gründen angefangen, Arabisch zu lernen.

So wie es uns ergangen ist werden andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

1. Stunde:

Weil der Kurs in D-Stadt regelmäßig beim Erscheinen des Programmheftes ausgebucht ist weichen wir auf einen Ersatzkurs in D-Burg aus, einer gemütlichen Kleinstadt, in der man Abends nach dem Kurs auch nochmal preisgünstig essen gehen kann.

Der erste Schock in der ersten Lektion vertreibt gleich 1/4 aller 8 Teilnehmer: Hr. ... erwartet von uns doch tatsächlich, auch die Arabische Schrift zu erlernen. Heftige Diskussionen ("Ich will doch nur mit meinem Achmed in Marokko im Urlaub sprechen")fruchten nichts: Hr. ... ist nicht von seinem Vorhaben abzubringen.

Den zweiten Schock verkraftet man ja noch leicht:
Die Sprache wird von rechts nach links gelesen.

Doch beim näheren Hinsehen beschleicht einem das Gefühl, dass die Schrift irgendwo in der Wüste entstanden sein muss: Es sieht aus als wenn dauernd irgendwelche Würmer kopulieren.

Geduldig bringt uns Hr. ... jede Stunde vier neue Buchstaben bei, die wir fleißig von rechts nach links ins Heft pinseln wie die ABC-Schützen.

Die Regeln sind auch nicht gerade einsichtig:
  • Warum werden Vokale manchmal geschrieben und manchmal nicht ?
  • Warum wird der Wortfluss hinter A, r,z etc. unterbrochen ?
  • Warum werden Buchstaben am Ende anders geschrieben als in der Wortmitte und da wieder anders als am Wortanfang ?
  • Was ist der Unterschied zwischen hartem h und weichem h und dann gibt es Buchstaben die man so spricht als habe man sich die Zunge verbrannt. Ich versuche mir durch gleichzeitiges Sprechen von d und w zu helfen wodurch der Speichelfaktor ansteigt.

4. Stunde:

Die Teilnehmerzahl hat sich auf 4 reduziert. Einzigartiges Betreungsverhältnis. Man muss dauernd auf der Hut vor schwierigen Fragen sein.
Hätten wir doch noch gewartet bis in D-Stadt das gleiche passiert ist (auch hier war nach der 4. Stunde der Über(sc)h(w)ang abgeschmolzen sodass für uns beide mit dem einen Buch noch bequem Platz gewesen wäre. Auch hätten wir dann nicht jedesmal 1/2 Stunde Fahrt gehabt.
Jedenfalls scheint man den Frauen wenigstens sprachlich sehr viel Respekt zu zollen. Sie erfahren in jeder Hinsicht Sonderbehandlung. Etwa so als würde ich sagen das ist Dein-uki Buch, nur weil Du weibuki bist aber Dein-uka Tisch weil Du männlich-ka bist.

8. Stunde

Langsam lichtet sich das Chaos: Man kann erste einfache Fragen nach dem Besitzverhältnis zu Lampen, Stühlen und Fenstern beantworten, allerdings alles noch nicht im Nominativ, der kommt noch !!
Wir erfahren, dass es Sonnen- und Mondbuchstaben gibt, die die Aussprache zusätzlich verkomlpizieren.

12. Stunde

Hr. .. (früher Rechtsanswalt im kurdischen Teil des Irak) wird als Wahlbeobachter in sein Heimatland zurückgewünscht, was er als große Ehre annimmt.
Die 13. und 14. Stunde hält Hr.... ( Freund unseres Lehrers) der weder sprachliche noch didaktische Begabung hat. Wir beten, dass Hr.. heil aus Irak zurückkommt. Am 23.12. geht in Erbil eine Bombe hoch. Ob Hr. .. dabei war ? Plötzlich wird der Bürgerkrieg da persönliche Realität.

15. Stunde

Hr... ist zurück aus dem Irak (N.B. das war noch vor Abu Graib und der jetzigen Tötungsalltag) und will nun endgültig zurück und das neue Kurdistan aufbauen. Mein Vokabelheft füllt sich (von hinten nach vorne) mit immer mehr Wörtern. Langsam habe ich den Schwung beim Schreiben raus und muss nicht mehr zählen wieviel u's ich beim sin gemacht habe.

soviel zum Grundkurs

Lesen Sie weiter bei:

Usrati - oder "Arabisch für Anfänger" (2)

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