Samstag, 2. September 2006
ComputerLügen(4): Google: Alle Information für jeden überall.

Erinnern Sie sich noch an die ersten Suchmaschinen ?

Damals (wie lange ist das eigentlich her ? 6, 9, 12 Jahre ???) waren Altavista
(die Firma mit dem Berg im Logo) und Fireball _DIE_ Suchmaschinen.
Ein Jahr später war es YAHOO.
Damals gab es noch viele weiße Flecken im Internet. Bereiche über die ganz wenig oder überhaupt nicht geschrieben wurde. Über
mehrere Jahre war unsere Webseite die einzige, die z.B was über das Simulationsprogramm Electronics Workbench geschrieben hatte.
Keiner konnte sich damals vorstellen, dass es Sinn machen könnte, dass ein Computer alle Server abklappert und Seite für Seite abgrast.
Man erschauerte vor der puren Vorstellung der Masse.
Die Praxis war damals auch eher schlecht, weil es kein irgendwie geartetes Rating gab. d.h. es wurden alle Fundstellen unabhängig von Qualität und Zusammenhang allein nach dem Datum geordnet.
Das gewünschte Ergebnis war damals oft erst nach mehreren Seiten zu finden.
Nicht so heute: Wer einigermaßen der deutschen Sprache mächtig ist und in Begriffen und Kategorien denken kann (und diese Fähigkeit nimmt eher ab !) kommt heute i.d.R. sofort
auf der ersten Seite zum Ziel.
Das hat mich immer wieder frappiert, dass ein Begriff  - einigermaßen
vernünftig eingegeben - mir wirklich die besten Fundstellen zeigt.
Das ist so überraschend, dass ich mich manchmal frage, ob die Maschine nicht doch irgendwie im Geheimen mit meinem Hirn verbunden ist. Ist sie auch in gewissem Sinne. Denn so überraschend ist es nicht, wenn man
versteht wie google  vorgeht, um den größten Mißstand der alten Generation von Suchmaschinen auszuräumen. In einer Tigerenten-Club-Sendung (wie lange ist das eigentlich her ???) wurde das mal gut für Kinder
erklärt: Angenommen (und diese Annahme ist auch belegt) die meisten Menschen einer Sprache haben annähernd das gleiche Kategoriensystem,
dann müsste man nur die Fundstellen durch die Nutzer selbst bewerten lassen. Das geht relativ einfach dadurch, dass der Suchmaschine bekannt
ist woher der Suchende kommt und wohin er weiter klickt. Die Fundstelle auf die die meisten Surfer klicken scheint die beste zu sein. Die Surfer schaffen die Top10 quasi selbst. Hier kommt einer Suchmaschine zugute, dass sie nicht nur Informationen anbietet, sondern auch wieder vereinnahmt.
Dieser Schritt ist das eigentlich geniale am Konzept von google und Co.

Bevor ich jetzt in zu große Loblieder ausbreche sollte man sich bewusst werden, das das System auch Nachteile hat. Seit der Kernernergie
wissen wir, dass es immer so ist, dass eine mächtige Technologie auch
mächtig Nachteile besitzt.

Die erste Gefahr ist zwar eher theoretischer Natur aber offensichtlich:
Manipulation durch Verfälschung
Wenn eine so große Anzahl von Menschen weltweit sich alltäglich
auf GOOGLE als Wegweiser in allen Lebensfragen verlässt ist die Gefahr
der Manipulation enorm. Nehmen wir das Beispiel Bomben basteln. Was wäre
für die amerikanische Regierung näher liegender als die US-Firma
Goggle zu einer Art Honeypot-Aktion zu verleiten und das funktioniert so:
Ein vom Libanon-Krieg richtig wütend gewordener Brite mit pakistanischem
Hintergrund sucht unter google nach Anleitungen zum Bomben bauen und wird
auch fündig. Eine der ersten Websites, die er findet sagt ihm vom ganzen Aufbau zu. Er findet Informationen ohne Ende, alles ist sauber dokumentiert, er kann die Dokumente als pdf ausdrucken und es sind nicht so verwaschene
x-mal eingescannte Vorlagen. Hier haben sich Leute im Namen des Djihad richtig Mühe gegeben und die markigen Anti-amerikanischen Sprüche
fehlen auch nicht. Die Chemikalien sind schnell beschafft und unser Oberschüler macht sich ans Bomben-Basteln. Da Al-Kaida nicht jeden nimmt, der da gerade 'rumbomben will zieht er mit seinen Mitstreitern alleine los und...
... der Rest ist zu schrecklich um darübe weiter so zu flapsen.
Der Sprengstoff explodiert, er wird auch lebensgefährlich verletzt, aber die beabsichtigte Wirkung ist bei weitem nicht so groß wie erwartet, weil da jemand die Mischung so manipuliert hat, dass es der Bomber nicht bemerkt hat.
Die Webseite war gefaked. Der / die google-Einträge waren gefaked, nicht falsch sondern nur soweit, daß es nicht auffält nach dem Motto: Desinformation ist die beste Waffe. Möglicherweise wurde die Originalseite auch nur wegmaskiert.
Die wenigsten dieser Leute sind Sprengstoffexperten und man kann sich i.d.R. auch keine ausführlichen Testreihen leisten, weil man damit auch auffallen würde. Außerdem sind das doch i.d.R. ungeduldige Naturen, die schnell zu Potte kommen wollen.

Hieraus ergeben sich mehrere systematische Probleme:

  • Das Problem der Zuverlässigkeit. Kann ich den gegebenen Informationen "glauben". Unser junger Freund hat gelernt den Amis immer das schlechteste zuzutrauen, aber dadurch verfällt er in den Fehler, dass er den Informationen im Internet, wenn sie einigermaßen zu dem passen was er erwartet absolut vertraut. An manchen Stellen hilft der sog. gesunde Menschenverstand, aber der ist ja heute nicht mehr so verbreitet, aber der versagt, wo es um kompliziertere chemische Zusammenhönge geht.
  • DasProblem der NachhaltigkeitIst das Internet morgen noch das was es heute ist ? Finde ich noch dieselben Informationen am selben Ort ? Jeder der in Google schon mal auf einen "toten Link" getrofen ist wird das verneinen. Es wird auch ein zunehmendes Problem für alle wissenschaftlichen Arbeiten, die Quellen aus dem Internet verwenden. Hier gibt es noch keine Lösung.
  • Das Problem der Überwachbarkeit:Die Versuchung ist sehr groß, Nutzer, die nach bestimmten Inhalten suchen zu überwachen. Das ist zwar technisch aufwändig, aber nicht unmöglich. auch die Anonymität von Internet-Cafes bietet keinen sicheren Schutz.
Im Hinblick auf Google bleibt das unangenehme Gefühl in der Magengrube, daß dieser Moloch zu viel weiß über meine Interessen. Ich habe ihm genug Informationen gegebeben woraus er ein Profil entwickeln kann. Was kann er damit machen ?

Fazit: Google ist nicht schlecht, aber den Kopf muss man schon einschalten und eine gesunde Vorsicht walten lassen.

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Freitag, 1. September 2006
ComputerLügen (3): Email: überall mit jedem verbunden.

Erinnern Sie sich noch an die ersten Email-Kontakte ?

  • zur Erinnerung: damals war Email noch etwas exotisches zwischen Leuten die Auserwählt waren (oder sich zumindest dafür erachteten) und nicht wie heute wo man mühsam die wichtigen Nachrichten wie die wenigen genießbaren Brocken aus einem Mülleimer herausfischen und noch dazu Angst haben muss, sich was zu holen.

  • Damals dachten wir: Mit Email

    • kannst Du mit jedem Menschen auf der Welt Kontakt aufnehmen, herrlich !
    • geht die Kommunikation sofort und du brauchst nicht tagelang auf den ersehnten Brief zu warten
    • kannst Du das Porto für die Lutpost nach Amerika sparen, oder die teuren Gebühren für den Anruf.
    • brauchst Du die Einladungen für die Vereinstreffen nicht mehr kopieren und mit dem Fahrrad austragen.
    • wenn erst alle Email haben beginnt die goldene Zeit der Kommunikation.
    Doch was ist daraus geworden ?
    • Natürlich kann ich im Prinzip mit jedem Menschen auf der Welt kommunizieren
    • Von meinem Onkel aus Uganda habe ich die Email-Adresse und auch von allen Verwandten in meinem Adressbuch
    • aber ich schrieb dem Onkel keine Emails, weil ich auch sonst ihm keine Briefe geschrieben habe.
    • Wir kommunizieren nur mit den gleichen Leuten mit denen wir eh schon in Kontakt sind,
    • nur schneller, schriftlicher (wir hören weniger die Stimme des anderen) und manche Leute erwarten sogar sofort eine Antwort.
    • Ganz zu bedauern sind m.E. die Zeitgenossen, die bei Verrichtung einer anderen (sinnvollen) Tätigkeit am Computer von neu eintreffenden Emails akustisch aufgeschreckt und unnötig abgelenkt werden.
    • Dafür haben andere (schlechtere) Menschen entdeckt, wie billig es ist, mir Mails zu schicken, die ich nicht haben will, die ich aber doch
      erst mal herunterladen / durchblättern muss, weil sie sich neben meinen wichtigen Mails ach so wichtig gebärden.
    • Ich muss mich jeden Tag durch anzügliche Betreffs quälen, die ich sonst nie zu Gesicht bekäme und muss mich in meinem Inneren verletzen lassen.
    • Neben vielem anderem beherrschen die meisten Email-Schreiber die Kunst des richtigen Zitierens nicht. Warum muss ich mich seitenweise durch mit
      Dreiecken verzierten Text wühlen, den ich schon kenne, weil ich ihn ja geschrieben habe, nur am Ende als Antwort zu finden. "OK das machen
      wir so." Das könnten wir auch einfacher haben. Müssten die Leute auch nur ansatzweise die Bytes bezahlen, die sie da zurückbouncen,
      würde diese Unsitte schnell aufhören.
    • Noch schlimmer ist es seit es die MIME-ttachments gibt. Zu Anfangszeiten von Email galt das unaufgeforderte Zusenden von Dateien > 200 KB als unsittlich. Heute fordert der Breitbandanschluss seinen Tribut. Ohne zu fragen werden Mails mit Anhängen im MB-Bereich verschickt, öfters auch an ganze Listen, dann lohnt es sich ja gleich richtig.
    • Schweigen wir von Unsinnigkeiten wie HTML-Mail, die ganze Sicherheitsbreschen reißen, aber als Standard-Einstellung bei Ausguck erst mal da sind,
      oder von Leuten, die Mails in Word schreiben, weil sie die vielen Möglichkeiten der Formatierung nicht missen wollen.
    • Nicht auszudenken was jetzt auf uns zukommt, wenn das alles noch zum Zwecke der Terrorbekämpfung halbjahrelang gespeichert werden soll. Die Lösung soll hier wieder einmal (wen wunderts) der Computer sein, der Myriaden
      von Emails auf irgendwelche verdächtigen Stichworte scannt. Die Absurdität dieses Ansinnens ist jedem IT-Fachmann klar, der die Größe einer Festplatte berechnen kann.
    • Mich würde es nicht wundern, wenn Petrus, wenn ich dereinst vor dem Himmelstor stehe in meinen längst vergessenen Emails und URLs auf
      der himmlischen Festplatte blättern und dann mit fachmännischem Blick sagen würde: "War doch kein Problem, Eure irdische Langzeitspeicherung, die Ihr angeleiert habt anzuzapfen."
    Fazit: Email ist an sich eine feine Sache, doch seit sich die Spammer der Sache angenommen haben, ist es wie mit der Atomkraft, sie ist fast mehr Segen als Fluch und immer weniger zu kontrollieren.

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    Mittwoch, 30. August 2006
    ComputerLügen (2): Mit Word geht jetzt alles schneller
    Kontrollieren Sie sich einmal selbst wie Sie heute mit Word arbeiten.
    • Word öffnen,
    • losschreiben,
    • (manche Leute sollen ja auch noch Dokumentenvorlagen verwenden, sofern
      sie wissen was das ist)
    • während des Schreibens strukturieren (das können übrigens
      nur Leute, die vorher gelernt haben, strukuriert zu denken und die sterben
      anscheinend langsam aus)
    • fortwährend den Ausdruck korrigieren
    • Absätze hin- und herschieben,
    • zwischendurch abspeichern
    • am Ende einmal ausdrucken, weil man das ganze im Zusammenhang lesen möchte
    • feststellen, dass da noch einiges geändert werden muss
    • wieder rein, verändern, Feinarbeit
    • nochmal ausdrucken, Mist ist ja noch schlechter geworden
    • nochmal das Ganze, mittlerweile hat man bei den Papieren den Überblick
      verloren
    • entnervt gibt man auf und vergißt, den letzten Zustand zu speichern
    • und hat immer noch nicht den richtigen Ausdruck

    Früher da haben wir
    • die zentralen Gedanken handschriftlich zu Papier gebracht (ging wesentlich
      schneller)
    • an einzelnen Formulierungen gefeilt, gestrichen,
    • Sternchen gemacht, Absätze eingefügt.
    • Irgendwann waren wir dann zufrieden,
    • haben das ganze der Sekrtärin gegeben, die das 10-Finger-Schreiben
      aus dem FF beherrschte
    • und haben sie höchstens dann angeherrscht, wenn sie zuviele Tipp-Ex
      verbraucht hatte, oder Fettflecken das Dokument verunzierten,
    • aber da war das noch was, da war jedes Dokument eine Leistung und wurde
      auch so geachtet.
    Fazit: Die Elektronische Textverarbeitung hat den Wert des geschriebenen
    Wortes inflationär vermindert.

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    Dienstag, 29. August 2006
    ComputerLügen (1) : Der Computer kann alles, immer und jederzeit
    Wie Computer unser (Kommunikations)-verhalten
    beeinflussen

    Oder die zehn Computerlügen.

    1. Lüge: Der Computer kann alles, immer und jederzeit (oder der
    gehorsame Cursor)
    Kontrollieren Sie sich einmal selbst wie Sie heute arbeiten.
    Was ist der erste Impuls, wenn Sie in ihr Arbeitszimmer kommen ?

    Den Computer  hochfahren (dauert auch immer länger, je neuer
    das Betriebssystem ist. Mein alter 386er war in 20' da.)

    Die Emails kontrollieren, irgendetwas sinnvolles muss doch dabei sein
    !
    Ergebnis: Heute schon wieder mehr Spam als gestern, und die erwartete
    Email ist immer noch nicht da.

    Dann Word öffnen, an irgendeinem Dokument weiterarbeiten, oder
    in Powerpoint an der angefangenen Präsentation weiterarbeiten.

    Denn da steht er und blinkt.

    Der Cursor der immer auf meine Eingaben wartet, meine Geistesblitze,
    Eingebungen, sinnvolle und banale.

    Er gibt sich gehorsam, dieser Cursor, folgt auf jede Tasteneingabe,
    aber wenn ich eine schöpferische Pause einlegen will blinkt er gehorsam
    weiter, mechanisch im Sekundentakt ohne jemals eine Millisekunde zu vertrödeln.

    Der Cursor der immer kann, nur ich kann nicht immer, aber ich will es
    nicht wahrhaben.

    Ich will es nicht zugeben, dass er mich zu immer neuen Höchstleistungen
    antreibt, meist erst um 23:00++, wenn normale Leute eigentlich ins Bett
    gehen und kuscheln.

    Und dann klicke ich vor lauter Übermüdung auf den falschen
    Button und die Arbeit von zwei Stunden ist futsch.
    Und dann gebe ich endlich auf und habe doch das Gefühl irgendwie
    doch nicht das wichtigste gemacht zu haben, gehen unzufieden und gespannt
    ins Bett und schlaf erst um 1/2 3 ein, um am nächsten Tag wieder den
    Kampf mit dem Cursor aufzunehmen, der immer kann.

    Früher: Da haben wir

    • in den Terminplan geschaut,
    • die notwendigen Telefonate erledigt,
    • ein Dokument entworfen, darin herumgestrichen,
    • zwischendurch einen Kaffee getrunken,
    • mit den Leuten an der Kaffeemaschine gequatscht
    • der Sekretärin den Entwurf gebracht
    Fazit: Früher (vor dem Computer) da war das Leben noch gemütlicher.
     

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